


Die Ev.-luth. GKG Saaletal in Kooperation mit dem Bündnis Halt!ung im Ith-Saaletal
Am Samstag, den 14. Juni fuhren ca. 30 Konfirmanden und Erwachsene zum ehemaligen
Konzentrationslager Bergen-Belsen. Zuvor fand am Vortag, für beide Gruppen getrennt, eine Vorbereitung
auf diesen Besuch im Gemeindehaus der Kirche in Salzhemmendorf statt. Hier wurden die Teilnehmenden
mit einem Dominospiel, das die Zeit des Nationalsozialismus inhaltlich behandelte, auf „einen Stand“
gebracht.
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So präpariert ging es am Samstag um 9 Uhr in Salzhemmendorf los. Gegen 10:45 Uhr wurde das ehemalige
KZ erreicht. In der Zeit bis 12 Uhr war Gelegenheit, die umfangreiche Dokumentation der Greueltaten der
Nationalsozialisten (Nazis) im Doku-Zentrum, zu erkunden. Von nahezu allen erwachsenen Teilnehmenden
war zu hören, dass die Zeit für diesen Programmpunkt nicht ausreichte, um alle diese Informationen zu
sichten und zu verarbeiten. Für viele steht fest, mindestens noch einmal zurückzukehren.
Bemerkenswert bleibt, mit welch penibler Bürokratie die Schicksale der Lagerinsassen in Personalakten und
-laufkarten von der Lagerverwaltung dokumentiert wurden.
Auch die Lebensumstände, wenn man überaupt davon reden sollte, müssen bestialisch gewesen sein. Hier
sind Menschen vollends ihrer Würde entblößt worden. Dies betraf nicht nur jüdische Mitbürger, sondern
auch politische Gefangene, Kriegsgefangene sowie Sinti und Roma.
Insgesamt sind hier nahezu 90000 Menschen den Nazis zum Opfer gefallen, obwohl in diesem Lager keine
Vergasungsanlage existierte! Wie war das möglich?
Es gab keine ausreichende Nahrungsmittelversorgung, die hygienischen Verhältnsse waren katastrophal. Von
einer medizinischen Betreuung war nicht zu sprechen. Die Folge daraus: Nahezu all diese Menschen sind an
Typhus, Ruhr und anderen Erkrankungen verstorben. Ein großer Teil ist „schlicht“ verhungert!
Diese Bestialität ist von unseren jüngsten Vorfahren verübt worden und gerade deswegen ist diese
Gedenkstätte so wichtig, damit nicht vergessen wird was passieren kann, wenn Menschen rechten Ideologien
folgen, die andere Menschengruppen ausgrenzen und diffamieren, so wie es die Nationalsozialisten getan
haben. Parallelen zur heutigen Situation sind durchaus wieder existent!
Nach der Mittagspause fuhr der Bus die Teilnehmenden zur Rampe. Dies ist die ehemalige Verladestation, an
der noch ein Vieh-Waggon für den Transport von Menschen aufgestellt worden ist.
Im Innern waren zwei Belegungsszenarien auf den Boden aufgebracht. Eines für ca. 60 Personen, das zweite
für 90 Personen. Die Teilnehmenden waren ca. 10 Minuten in diesem Waggon, doch schon nach 5 Minuten
rann allen der Schweiß den Kopf hinunter. Wie menschenunwürdig und -verachtend muss der Transport der
Menschen gewesen sein, die bis zu 5 Tagen in einem derartigen Waggon eingefercht waren, ohne Toilette
und nur mit wenig Verpflegung, wenn überhaupt. Für beide Gruppen war der Waggon eine am eigenen Leib
erlebte Erfahrung, die alle tief betroffen machte.
Zum Schluss wurde noch das Außenanlager des Konzentrationslager besichtigt. Diese Exkursion dauerte
weitere 90 Minuten und zeigte den Teilnehmenden die gigantischen Ausmaße dieses Lagers mit mehr als
einem Quadratkilometer! Über weite Strecken ging es an den Grundmauern von KZ-Einrichtungen und an
Massengräbern mit mehreren hundert oder tausend verscharrten Menschen vorbei, bis das Pseudograb von
Margot und Anne Frank, die Konfirmanden haben sich mit dem Tagebuch der Anne ausführlich befasst,
erreicht wurde.
Danach fuhren die Teilnemenden tief beeindruckt zurück nach Salzhemmendorf. Hier wurde von jeder und
jedem ein Fazit gezogen. Diese sind bereits im obigen Text weitestgehend eingearbeitet. Auf jedem Fall sind
sich Frau Pastorin Ahlbrecht und Diakonin Gärtner seitens der ev. luth. GKG Saaletal mit Gerhard Brauer
vom Bündnis Halt!ung im Ith-Saaletal einig, diese Veranstaltung im kommenden Jahr zu wiederholen.